Wilhelm Dichter, geboren am 1. 1. 1935 im ostpolnischen Borysław, südlich der Stadt Drohobycz und der Bezirkshauptstadt Lemberg (heute Ukraine). Physik und Ingenieurwesen-Studium in Warschau. Er überlebte die Verfolgung und Ermordung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus in verschiedenen Verstecken und emigrierte wegen der wachsenden antisemitischen und antiintellektuellen Stimmung in Polen 1968 in die USA, wo er in Tewkesbury, unweit von Boston, mit seiner Familie lebt.
* 1. Januar 1935
von Georg Mrugalla
Essay
Die autobiografische Trilogie des polnisch-jüdischen Schriftstellers Wilhelm Dichter, die aus den Romanen „Das Pferd Gottes“ („Koń Pana Boga“, 1997), „Rosenthals Vermächtnis“ („Szkoła bezbożników“, 1999) und „Lekcja angielskiego“ (Englischstunde, 2010) besteht, gehört zur „belletristischen Geschichtsschreibung“. In Form eines postmodernen Werks, in dem der ontologische Unterschied zwischen dem fiktiven Erzähler und der realen Person des Autors nicht vorhanden ist, wird die geistige, intellektuelle sowie seelische Entwicklung und Disposition des Ich-Erzählers im Kontext seiner familiären und schulischen Sozialisation geschildert. Im Debütroman widmet sich Dichter der Aufarbeitung der gewalttätigen Erfahrungen und Erlebnisse, die er und seine Familienangehörigen während des Zweiten Weltkriegs unter der nationalsozialistischen und stalinistischen Besatzung Polens sowie der anschließenden sowjetischen Herrschaft im Lande erduldet haben. Begonnen wird mit einer kurzen Geschichte seiner Familie, deren erzählte Zeit bis vor den ...